Montag, 12. Dezember 2011

Sprachkrise – Wahrnehmung aus der Gegenwart


Habt ihr schon mal von dem Wort „Sprachlosigkeit“  gehört?
Was für eine Frage oder?
Natürlich kennen wir ihn alle, diesen Begriff – Sprachlosigkeit.
Wir benutzen ihn in Sätzen wie „Du machst mich sprachlos!“ um unserem Gegenüber so etwas zu sagen wie: „Du hast mich aber überrascht! Das verschlägt mit glatt die Sprache!“

Doch obwohl man es kaum glauben mag, hinter diesem einfachen Wörtchen steckt noch viel mehr als der einfache Ausdruck einer Überraschung.

Im Deutschunterricht sprechen wir momentan über den Lord Chandos Brief – alle meine Mit-Deutsch-Haber wissen genau über was ich rede und verdrehen jetzt wahrscheinlich die Augen.
Zugegeben – Das habe ich auch als ich den Brief zum ersten Mal gelesen habe. Mit einem riesigen Schuss an Chiffrierungen und einem hohem Grad an Poetik thematisiert der Brief die Sprachkritik um die Jahrhundertwende und zudem den „(…) grundsätzlichen Zweifel daran, in wiefern sich die Realität mit Sprache [überhaupt] wiedergeben lässt.“ 1
Der Verfasser dieses Briefes bedauert, dass ihm die „(…) Fähigkeit abhanden gekommen [sei], über irgend etwas zusammenhängend denken und sprechen [zu können]“2

Jahrhundertwenden waren damals und sind es glaube ich heute immer noch, Zeichen für eine neue Ära – für einen Neuanfang. Man hinterfragt das Alte und öffnet sich für das Neue.
Man ist froh über frischen neuen Wind, über neue Erkenntnisse – über eine Veränderung.
Sprachlosigkeit – sogar Sprachkrise – genau das herrschte um die Jahrhundertwende in Deutschland.
Unsere heutige Feststellung im Deutschunterricht:
„Die Wahrnehmung der Welt hatte sich verändert“

Die Frage unserer Lehrerin: „Was nimmt ihr vom Lord Chandos Brief mit in euer Abitur? Welches Wissen habt ihr jetzt?“

Zuhause stellte ich diese Frage um – Was nehme ich von diesem Brief, von der heuten gemachten Erkenntnis über die damalige Veränderung der Wahrnehmung der Welt, mit in mein Leben?
Findet sich in dieser Erkenntnis ein brauchbarer Stoff für mein Leben? Kann ich, nicht als Schülerin, sondern als ganz normales Mädchen der Gegenwart etwas aus dem Brief mitnehmen?

Ja – ich glaube, dass können wir sogar alle.

„Die Wahrnehmung der Welt hatte sich verändert!“
Ja, das tut sie doch noch heute. Die Wahrnehmung der Welt verändert sich. Tag für Tag. Und dies bekommen wir manchmal unbewusst aber auch oft ganz bewusst mit.
Ich habe heute für mich gemerkt, dass sich auch meine Wahrnehmung momentan stark verändert. Das ICH mich verändere.
Das Alte verschwindet nicht ganz – es wird restauriert.
Ich überlege, denke mehr über Situationen nach, die mir widerfahren. Frage mich: Habe ich richtig entschieden? Wie hätte ich damals gehandelt? Warum handle ich nun anders. Bin ich zufriedener mit diesen Entscheidungen?
Und merke – Ja! Ich bin doch eigentlich wesentlich glücklicher. Der Anfang ist schwer. Wie bei jeder Veränderung, aber man gewöhnt sich an sie.
Bis man merkt, es hat schon alles irgendwie seinen Sinn so wie es ist.

Meine Wahrnehmung der Welt hat sich verändert. Die Welt verändert sich ständig.
Und auch die Sprache verändert sich. Nicht nur damals um die Jahrhundertwende, sondern auch heute.
Und es ist gut – denn die Sprache darf nicht stehen bleiben und mit ihr die Welt nicht!
Und auch ich möchte nicht stehen bleiben.
Denn sonst hätte ich das ein oder andere echt verpasst…

  1 + 2 http://www.literaturwelt.com/epochen/moderne.html                

 


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